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Vater Rhein – Gedichte über den Rhein

Rhein; Foto von Péter Gaál, Gaalingua.com

Warnung vor dem Rhein

An den Rhein, an den Rhein, zieh nicht an den Rhein,
Mein Sohn, ich rate dir gut,
Da geht dir das Leben zu lieblich ein,
Da blüht dir zu freudig der Mut.

Siehst die Mädchen so frank und die Männer so frei
Als wär' es ein adlig Geschlecht,
Gleich bist du mit glühender Seele dabei:
So dünkt es dich billig und recht.

Und zu Schiffe, wie grüßen die Burgen so schön
Und die Stadt mit dem ewigen Dom:
In den Bergen, wie klimmst du zu schwindelnden Höhn
Und blickst hinab in den Strom.

Und im Strome, da tauchet die Nix' aus dem Grund,
Und hast du ihr Lächeln gesehn
Und grüßt dich die Lurlei mit bleichem Mund,
Mein Sohn, so ist es geschehn:

Dich bezaubert der Laut, dich betört der Schein,
Entzücken faßt dich und Graus:
Nun singst du nur immer: Am Rhein, am Rhein
Und kehrst nicht wieder nach Haus.

Karl Simrock (1802–1876)

Rheinufer, Flachrelief Vater Rhein mit Pan; Foto von Péter Gaál, Gaalingua.com

Lasst die Pfropfen springen...

Lasst die Pfropfen springen,
Lasst die Gläser klingen,
Sei’s auch ohne Grund!
Nicht allein beim Feste
Ist der Wein das beste.
Leert das Glas zum Reste,
Denn die Welt, die Welt ist rund!

Brüder, um das Morgen
Lasst uns nimmer sorgen,
Küsst dem Heut’ den Mund!
Lasst beim Saft der Reben,
Die der Rhein gegeben,
Diese Stunden leben,
Denn die Welt, die Welt ist rund!

Julius Sturm (1816–1896)

Rhein; Foto von Péter Gaál, Gaalingua.com

Rhein und Main

Zu des Rheins gestreckten Hügeln,
Hochgesegneten Gebreiten,
Auen, die den Fluß bespiegeln,

Weingeschmückten Landesweiten
Möget mit Gedankenflügeln
Ihr den treuen Freund begleiten.

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)

Die Beredsamkeit

Freunde, Wasser machet stumm:
Lernet dieses an den Fischen.
Doch beim Weine kehrt sichs um:
Dieses lernt an unsern Tischen.
Was für Redner sind wir nicht,
Wenn der Rheinwein aus uns spricht!
Wir ermahnen, streiten, lehren;
Keiner will den andern hören.

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)

Der Drache

Seht noch den Spalt im Felsen dort,
Wo einst der Drache gehauset,
Von wo er auf der Schiffe Bord
Verderblich niedergebrauset.

Der Drache sprühte Feuersglut,
Das Segel erst ergriff er,
Dann loderte das Kaufmannsgut
Mit Maus und Mann und Schiffer.

O armer reicher Kaufmannsstand,
Was hilft dich dein Verladen?
Du kommst zu Wasser und zu Land
Am Rhein zu großem Schaden.

Das dauerte wohl tausend Jahr':
Da kam ein Schiff gefahren,
Das mit Pulver beladen war
Statt andrer Kaufmannswaren.

Der Drache trieb sein altes Spiel,
Da sollt' es ihm mißglücken:
Ein Krach, und aus den Lüften fiel
Sein Leib in tausend Stücken.

Nun sollst du uns gepriesen sein,
Berthold, zu tausend Stunden!
Die Drachen sperrten noch den Rhein,
Hättst du uns nichts erfunden.

Karl Simrock (1802–1876)

Die Wacht am Rhein

Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland, magst ruhig sein:
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!

Durch Hunderttausend zuckt es schnell,
und aller Augen blitzen hell:
der deutsche Jüngling, fromm und stark,
beschirmt die heilge Landesmark.

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland, magst ruhig sein:
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!

Er blickt hinauf in Himmelsaun,
wo Heldengeister niederschaun,
und schwört mit stolzer Kampfeslust:
„Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine Brust!

Und ob mein Herz im Tode bricht,
wirst du doch drum ein Welscher nicht.
Reich wie an Wasser deine Flut
ist Deutschland ja an Heldenblut.“

„So lang ein Tropfen Blut noch glüht,
noch eine Faust den Degen zieht,
und noch ein Arm die Büchse spannt,
betritt kein Feind hier deinen Strand.“

Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,
die Fahnen flattern hoch im Wind:
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
Wir alle wollen Hüter sein!

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland, magst ruhig sein:
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!

Max Schneckenburger (Maximilian Schnekenburger; 1819–1849)

Lore Lay

Zu Bacharach am Rheine
Wohnt eine Zauberin,
Sie war so schön und feine
Und riß viel Herzen hin.

Und brachte viel zu schanden
Der Männer rings umher,
Aus ihren Liebesbanden
vWar keine Rettung mehr.

Der Bischof ließ sie laden
Vor geistliche Gewalt –
Und mußte sie begnaden,
So schön war ihr' Gestalt.

Er sprach zu ihr gerühret:
»Du arme Lore Lay!
Wer hat dich denn verführet
Zu böser Zauberei?«

»Herr Bischof laßt mich sterben,
Ich bin des Lebens müd,
Weil jeder muß verderben,
Der meine Augen sieht.

Die Augen sind zwei Flammen,
Mein Arm ein Zauberstab –
O legt mich in die Flammen!
O brechet mir den Stab!«

»Ich kann dich nicht verdammen,
Bis du mir erst bekennt,
Warum in diesen Flammen
Mein eigen Herz schon brennt.

Den Stab kann ich nicht brechen,
Du schöne Lore Lay!
Ich müßte dann zerbrechen
Mein eigen Herz entzwei.«

»Herr Bischof mit mir Armen
Treibt nicht so bösen Spott,
Und bittet um Erbarmen,
Für mich den lieben Gott.

Ich darf nicht länger leben,
Ich liebe keinen mehr –
Den Tod sollt Ihr mir geben,
Drum kam ich zu Euch her. –

Mein Schatz hat mich betrogen,
Hat sich von mir gewandt,
Ist fort von hier gezogen,
Fort in ein fremdes Land.

Die Augen sanft und wilde,
Die Wangen rot und weiß,
Die Worte still und milde
Das ist mein Zauberkreis.

Ich selbst muß drin verderben,
Das Herz tut mir so weh,
Vor Schmerzen möcht' ich sterben,
Wenn ich mein Bildnis seh'.

Drum laßt mein Recht mich finden,
Mich sterben, wie ein Christ,
Denn alles muß verschwinden,
Weil er nicht bei mir ist.«

Drei Ritter läßt er holen:
»Bringt sie ins Kloster hin,
Geh Lore! - Gott befohlen
Sei dein berückter Sinn.

Du sollst ein Nönnchen werden,
Ein Nönnchen schwarz und weiß,
Bereite dich auf Erden
Zu deines Todes Reis'.«

Zum Kloster sie nun ritten,
Die Ritter alle drei,
Und traurig in der Mitten
Die schöne Lore Lay.

»O Ritter laßt mich gehen,
Auf diesen Felsen groß,
Ich will noch einmal sehen
Nach meines Lieben Schloß.

Ich will noch einmal sehen
Wohl in den tiefen Rhein,
Und dann ins Kloster gehen
Und Gottes Jungfrau sein.«

Der Felsen ist so jähe,
So steil ist seine Wand,
Doch klimmt sie in die Höhe,
Bis daß sie oben stand.

Es binden die drei Ritter,
Die Rosse unten an,
Und klettern immer weiter,
Zum Felsen auch hinan.

Die Jungfrau sprach: »da gehet
Ein Schifflein auf dem Rhein,
Der in dem Schifflein stehet,
Der soll mein Liebster sein.

Mein Herz wird mir so munter,
Er muß mein Liebster sein! –«
Da lehnt sie sich hinunter
Und stürzet in den Rhein.

Die Ritter mußten sterben,
Sie konnten nicht hinab,
Sie mußten all verderben,
Ohn' Priester und ohn' Grab.

Wer hat dies Lied gesungen?
Ein Schiffer auf dem Rhein,
Und immer hat's geklungen
Von dem drei Ritterstein:

Lore Lay
Lore Lay
Lore Lay

Als wären es meiner drei.

Clemens Brentano (1778–1842)

Die Lore-Ley

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley getan.

Heinrich Heine (Christian Johann Heinrich Heine; 1797–1856)

Hast Du geliebt am schönen Rhein (Ein rheinisches Mädchen)

Hast Du geliebt am schönen Rhein
Bei Sang und Wein, bei schönen Frauen
Dann, Bursche, stell´ Dein Wandern ein
Die Welt hat schöneres nicht zu schauen
Dann hörtest Du beim Becherklang
Wie Dir im Glas die Nixe sang:
Ein rheinisches Mädchen bei rheinischem Wein
Das muß ja der Himmel auf Erden sein

Und kamst Du weit und breit umher
Und scherzest Du mit Blond´ und Braunen
Vom Rheine gehst Du nimmermehr
Liebt Dich sein Kind mit allen Launen
Dann spürtest Du mit jedem Kuß
Daß man am Rheine lieben muß
Ein rheinisches Mädchen bei rheinischem Wein
Das muß ja der Himmel auf Erden sein

Und ist es nicht des Himmels Macht
Und ist es nicht des Himmels Bläue
Was Dir aus ihrem Auge lacht
Das ist der Liebe reine Treue
Dann singst Du selbst bei Becherklang
Was lockend Dir die Nixe sang
Ein rheinisches Mädchen bei rheinischem Wein
Das muß ja der Himmel auf Erden sein

Hans Willy Mertens (1866–1921)

Das Lied vom Rolandsbogen

Ich kam von fern gezogen
Zum Rhein, zum Rhein
Beim Wirt am Rolandsbogen
Da kehrt ich ein;
Ich trank mit seiner Base
Auf Du und Du,
Der Mond mit roter Nase
Sah zu, sah zu.

Der alte Sünder zeigte
Auf voll, auf voll,
Mein junges Herze geigte
In Dur und Moll;
Ich sah zwei Ringellöckchen,
Bombom, bombom,
Die läuteten wie Glöckchen
Komm, komm, komm, komm.

Und Augen heiß wie Köhlchen
Von Erz, von Erz,
Es hüpfte in dem Bölchen
Mein Herz, mein Herz;
Die Welt sie ridawanzte
Jupphei, jupphei,
Der Rolandsbogen tanzte
Duldei, duldei.

Die Maid zu meiner Linken
Goß ein, goß ein,
Mir war's, als tät sie winken:
Bin dein, bin dein!
Das war ein selig Kosen
Zu zwein, zu zwein
Es schwammen rote Rosen
Im Wein, im Wein.

Sie küßte mich und lachte
Ich trank und trank,
Ein Miederstänglein krachte,
Ich sank und sank;
Und als die Mondsilhouette
Verschwand, verschwand,
Da lag die Maid im Bette
Und ich – im Sand.

Drum kommst du, Knab', gezogen
Zum Rhein, zum Rhein,
Hüt' dich vorm Rolandsbogen
Und seinem Wein!
Es lockt in jedem Glase
Bombom, bombom,
Das Glöckchenspiel der Base
Komm, komm, komm, komm!

Jörg Ritzel (1864–1941)

Bonn

Wenn nur der Rhein nicht wär
Und der Sonnenschein
So strahlend drüber her,
Und der goldene Wein,

Und die sieben Berge nicht
Und der alte Zoll
Und Schifflein im Angesicht
Mit den Segeln voll,

Und die Mägdlein so wundernett
Und der Rundgesang
Und der Morgen so schön im Bett
Und der Tag so lang –

Ach! wie studirten wir
So gar fleißig Jus!
Rhein, Rhein! es liegt an dir,
Daß man bummeln muß!

Carmen Sylva (Prinzessin Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied; 1843–1916)

Rheinlied

Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
Ob sie wie gier’ge Raben
Sich heiser danach schrein,

Solang er ruhig wallend
Sein grünes Kleid noch trägt,
Solang ein Ruder schallend
In seine Woge schlägt!

Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
Solang sich Herzen laben
An seinem Feuerwein;

Solang in seinem Strome
Noch fest die Felsen stehn,
Solang sich hohe Dome
In seinem Spiegel sehn!

Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
Solang dort kühne Knaben
Um schlanke Dirnen frei’n;

Solang die Flosse hebet
Ein Fisch auf seinem Grund,
Solang ein Lied noch lebet
In seiner Sänger Mund!

Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
Bis seine Flut begraben
Des letzten Manns Gebein!

Nikolaus Becker (1809–1845)


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